Das Konzept der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) sowie das der digitalen Bildung haben viele Schnittmengen. Beide beziehen sich auf aktuelle und zukünftige Herausforderungen einer sich rasant verändernden Welt, sind interdisziplinär ausgerichtet und sollen sicherstellen, dass alle Lernenden die notwendigen Kenntnisse und Qualifikationen zur aktiven Teilhabe an der Zukunft erwerben (KMK, 2016; Engagement Global, 2018).
Um die Digitalisierung im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung gestalten zu können, müssen die beiden Bildungskonzepte miteinander verknüpft und Kompetenzen aufeinander bezogen werden WBGU, 2019). Dabei können die Potenziale der digitalen Bildung genutzt werden, um BNE durch vernetzte, kollaborative und differenzierte Bildungsangebote zu fördern. Gleichzeitig muss die Digitalisierung unter dem Blickwinkel der nachhaltigen Entwicklung diskutiert und gestaltet werden.
Vor diesem Hintergrund möchte DikoLa die Medienkompetenzen der Lehrkräfte stärken und konkrete Anwendungsbeispiele zur Verzahnung von BNE und digitaler Bildung im Schulkontext erarbeiten und erproben.
Digitalisierung & Nachhaltigkeit – Ein Kompass auf dem Weg in die Zukunft der Schule
Wie wird, oder besser soll, die Schule von morgen aussehen? Dieser Frage widmete sich unsere Ringveranstaltung im Wintersemester 2022/2023. Angesichts der drängenden Forderungen nach Klima- und Umweltschutz und der zunehmenden Digitalisierung vieler Lebensbereiche stellten wir uns die Frage, in welchem Verhältnis Bildung, Nachhaltigkeit und Digitalisierung zueinander stehen. Referent*innen aus den Bereichen Forschung, außerschulischer Bildung und Schulgestaltung boten dabei vielfältige Impulse.
Digitalisierung, Nachhaltigkeit und (Medien)Bildung für nachhaltige Entwicklung
Referenten: Dr. Jan-René Schluchter & Gerda Sieben
Wie wird, oder besser, soll die Welt (von morgen) aussehen? Eine Frage, auf die es eine Vielzahl an Antworten gibt… Eine Orientierung für gesellschaftliche Transformation wird durch die Idee der Nachhaltigkeit gegeben. Welche Zusammenhänge zwischen Nachhaltigkeit und Digitalisierung bestehen und welche Konsequenzen sich hieraus für Verbindungen von Medienbildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung ergeben, soll im Rahmen des Vortrags aufzeigt werden.
Zukunftsfähige Lernformate in der postdigitalen Schule am Beispiel des FREI DAY
Referent: Florian Kretzschmar
Digitalisierung wird im deutschen Schulkontext häufig als zusätzliches Thema und nicht integriert behandelt. Zudem geht es dabei häufig um die Technik und weniger um Zukunftskompetenzen und nachhaltig zukunftsfähige Lernformate, in denen der Erwerb von Gestaltungskompetenz in der Realität der Digitalität gelingt. Für welche Welt wollen wir Schule machen? Was brauchen Kinder und Jugendliche, um in dieser Welt leben und arbeiten zu können?
Klimawandel – einfach erklärt“. Nachhaltigkeitsbildung im YouTube-Format
Referentin: Prof. Susanne Vollberg
Kurzgesagt – In a nutshell, The Simple Club, MaiLab oder MrWissen2go, sie alle sind mit Erklärvideos zum Klimawandel auf YouTube vertreten. Eine Flut von Videos beschäftigt sich darüber hinaus mit nachhaltiger Lebensführung: Vom Versuch, Müll und Plastik zu vermeiden bis hin zur klimafreundlichen Reise. Wie findet Nachhaltigkeitskommunikation in verschiedenen YouTube-Formaten statt und wie erfolgreich kann diese Form der Wissensvermittlung sein?
Ästhetiken einer nachhaltigen Entwicklung: Zur plattformspezifischen Ästhetisierung von Nachhaltigkeitswissen und deren Implikationen für eine digitale BNE
Fragen einer nachhaltigen Entwicklung als Antwort auf die großen sozialen und ökologischen Probleme und Risiken unserer Zeit sind spätestens seit Veröffentlichung des Brundtland Reports Gegenstand wissenschaftlicher, politischer und öffentlicher Diskurse. Teil dieser Diskurse ist die schriftliche und visuelle Vermittlung dessen, was Nachhaltigkeit in der Praxis bedeutet und wie eine nachhaltige Entwicklung konkret in Gang gesetzt werden kann. Neben traditionellen Medien erfolgt diese Vermittlung in den letzten Jahren zunehmend über Social Media Plattformen wie z.B. Instagram, bei welchen besonders die bildbasierte Kommunikation von Nachhaltigkeitswissen im Vordergrund steht. Neben der Ästhetik des bspw. in Posts Gezeigten (Windkraftanlagen, unverpackte Lebensmittel, Fahrräder,…) spielt im Fall der Plattform Instagram eine spezifische Ästhetik des Zeigens (d.h. der Gestaltung des Abbildens) eine Rolle für die Vermittlung von Nachhaltigkeitswissen. Darauf bezugnehmend widmet sich der Vortrag der Frage, wie Wissen über Nachhaltigkeit durch plattformspezifische Ästhetiken geprägt wird und welche Implikationen sich dadurch für eine digitale Bildung für nachhaltige Entwicklung ergeben.
Algorithmische Denkmuster für BNE nutzen
Referentin: Svenja Wißmann
Eine Wetterstation für den Schulgarten, eine eigene Recycling-App oder eine Pflanzen-Gießmaschine – Bildung für nachhaltige Entwicklung geht auch digital! Kreative Projektideen fördern erforschendes, aktionsorientiertes Lernen und unterstützen Schüler:innen dabei, Zukunft ganzheitlich mitzugestalten. Dabei gehören digitale Technologien längst nicht mehr nur in den Informatikunterricht. Diese Veranstaltung veranschaulicht mit vielen praktischen Beispielen, wie BNE und digitale Bildung gewinnbringend und fächerübergreifend zusammengeführt werden können. Best-Practice Beispiele zeigen, wie leicht sich die Projekte in den Schulunterricht integrieren lassen.