(Digitale) Teilhabe an der MLU: Ergebnisse unserer qualitativen Online-Umfrage mit Lehramtsstudierenden

Herausforderungen und Chancen für einen zeitgemäßen Studienalltag

Vor dem Hintergrund, Bildung und Bildungszugänge möglichst barrierearm und für alle gleichberechtigt zu gestalten (vgl. EU-Richtlinie zur Barrierefreiheit), haben wir im Rahmen unserer AG “Digitale Teilhabe in der Lehrer*innenbildung” eine qualitative Online-Umfrage unter sämtlichen Lehramtsstudierenden an der MLU durchgeführt. Wir fragten Ende letzten Jahres die Studierenden, mit welchen Hürden und Erschwernissen sie im Uni-Alltag an der MLU zu kämpfen haben und welche Lösungsvorschläge sie haben. Nun sind die Antworten von über 150 Teilnehmenden ausgewertet und die Ergebnisse liegen vor.

Wir wissen, dass es schwierige Situationen und Erschwernisse im Studium und im Lehralltag gibt; sie werden an uns als AG herangetragen, werden uns berichtet und manche Situationen kennen wir selbst nur zu gut. Wir wissen, wie es ist, familiäre Verpflichtungen oder Arzttermine zu haben, und das, mitten in der Woche oder nachmittags, wenn ausgerechnet die Ringveranstaltung stattfindet. Wir alle sind mal krank, haben ein gebrochenes Bein oder eine Augenentzündung, Kopfschmerzen, schlechte Laune oder haben mit Zugverspätungen und morgendlichen Staus zu kämpfen. Alles Situationen, die ein entspanntes und gutes Lernen und Lehren erschweren. Vor allem aber gibt es noch viel mehr und vielfältigere Schwierigkeiten und Hürden, die oft versteckt und unbemerkt bleiben. 

Wie ergeht es also dann Menschen, die chronisch erkrankt sind, gesundheitlich sehr eingeschränkt oder eben ständig solchen oder ähnlichen Barrieren ausgesetzt sind – obwohl alle anderen es nicht ahnen? Wie schaffen sie es, den Studienalltag zu meistern? Was und wer hilft ihnen dabei? Bekommen sie überhaupt Hilfe und Unterstützung? Und inwieweit können digitale Anwendungen helfen? Genau diese Fragen beschäftigen uns in der AG und so führten wir eine Online-Umfrage durch, deren Ergebnisse wir nun zeigen präsentieren.

Diese Fragen beschäftigen uns in der AG “Digitale Teilhabe in der Lehrer*innenbildung”. Und auch vor dem Hintergrund, Bildung und Bildungszugänge möglichst barrierearm und für alle gleichberechtigt zu gestalten – es gibt die Verpflichtung dies zu tun (vgl. EU-Richtlinie zur Barrierefreiheit) – haben wir Ende letzten Jahres eine qualitative Online-Umfrage unter sämtlichen Lehramtsstudierenden an der MLU durchgeführt.

Worum geht es bei der Studie?

In dieser qualitativen Online-Umfrage haben wir uns mit den Fragen befasst, welche Erschwernisse und Hürden LA-Studierende in ihrem Studienalltag an der MLU selbst erleben und bei anderen wahrnehmen und welche Ideen und Empfehlungen sie selbst als zum Teil selbst Betroffene haben und teilen mögen, um eine gerechtere Studien- und Lernsituation zu schaffen. Zudem wollten wir wissen, ob die MLU Halle aus ihrer Sicht ein empfehlenswerter Studienort ist.

Was haben wir gemacht?

Um Antworten und mehr Informationen zu erhalten, haben wir uns innerhalb der AG sechs offene Fragen überlegt und diese in das Online-Umfragetool LimeSurvey eingestellt. Sämtliche LA-Studierende wurden Mitte November 2022 per E-Mail gebeten, die Fragen anonym bis Ende Dezember 2022 online zu beantworten. Alles war freiwillig; unter den Teilnehmenden verloste Buchgutscheine im Wert von 20 Euro waren ein kleiner Anreiz, an der Umfrage teilzunehmen. Anschließend haben wir die Ergebnisse mittels qualitativer Datenanalyse ausgewertet, indem wir aus den Äußerungen heraus Kategorien und Subkategorien gebildet und eine Quantifizierung vorgenommen haben.

Und das kam heraus

Wortwolke mit den häufigsten Begriffen, die in den Antworten der Studierenden vorkamen

Über 150 Studierende haben mitgemacht; wir haben also viele und vielfältige Antworten erhalten. Allerdings ist vorerst weniger das Ausmaß vorhandener Einschränkungen und Erschwernisse entscheidend (das sollte mittels einer zukünftigen quantitativen Befragung überprüft werden), als vielmehr die Art und Vielfalt der Barrieren und Hürden.

Hier sind einige der häufigsten Nennungen

  • Schwierigkeiten bei der Organisation der Stundenpläne, mit dem Turnus von Veranstaltungen sowie unklaren Abläufen
  • zu viele Überschneidungen von Lehrveranstaltungen und fehlende Flexibilität
  • fehlende digitale Angebote
  • ungünstige und mangelhafte Gestaltung der Webportale und schwierige Navigation bei Webauftritten
  • unzureichende/veraltete technische Ausstattung
  • fehlende Informationen, fehlende Transparenz
  • fehlende oder unklare Ansprechpartner*innen, unklare Zuständigkeiten
  • ungünstige Verteilung der Gebäude/Räumlichkeiten
  • (fehlende oder unzureichende) Nachteilsausgleiche
  • keine fristgerechte Verbuchung von Leistungen

Die befragten Studierenden äußern viele Lösungsvorschläge und haben Wünsche und Ideen, was ein barriereärmeres Studieren und Lernen unterstützt:

  • mehr digitale (flexiblere, ortsunabhängige) Formate, d. h. mehr Online-Lehre und hybride Formate
  • rechtzeitige und digitale Verfügbarkeit von Lernmaterialien
  • mehr Veranstaltungsaufzeichnungen (Video, Audio)
  • mehr Informationen zum Studienablauf und Transparenz
  • übersichtlichere Gestaltung durch Überarbeitung der Webauftritte
  • zusätzliche Lehr-/Lernangebote, z. B. Kurse für Gebärdensprache oder einführende Tutorien zu Studienbeginn
  • mehr Ansprechpartner*innen und bessere Kontaktmöglichkeiten

Aus diesen Ergebnissen können Handlungsempfehlungen abgeleitet werden, die sich an verschiedene Akteur*innen der Universität richten, vornehmlich an Lehrende, Organisations- und Unterstützungseinrichtungen, aber auch an die Studierenden selbst, die mit ihren Belangen und Erschwernissen, aber auch mit Vorschlägen an die Öffentlichkeit treten können und sollten.

Das Ziel soll und muss es sein, die Heterogenität und Vielfalt der schwierigen Studienbedingungen und Barrieren im Uni-Alltag sichtbarer zu machen und den offenen Blick dafür zu stärken. Eine barrierearme Gestaltung der (digitalen) Lehre, der Organisation des Studiums und des Alltags an der Universität kommt allen Akteur*innen zugute.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Studierenden, die bei dieser Umfrage mitgemacht und uns wertvolle Informationen gegeben haben!

Details zur Studie

Die Daten wurden innerhalb der MLU erhoben – von November bis Ende Dezember 2022 hatten sämtliche Lehramtsstudierende der MLU die Möglichkeit, per Link zu einem Online-Fragebogen ihre wahrgenommenen Barrieren und eigene Lösungsvorschläge kundzutun. Über 280 Studierende haben teilgenommen, 154 Studierende haben die Fragen beantwortet. Die dabei erhobenen qualitativen Daten wurden analysiert und ausgewertet, Ober- und Unterkategorien wurden gebildet, einige Handlungsempfehlungen wurden hergeleitet.

Die wichtigsten Ergebnisse haben wir in einer Präsentation zusammengestellt: PDF zum Download

Bei Interesse senden wir Ihnen und Euch gern weitere Details zur Umfrage und entsprechende Publikationen per E-Mail zu. Einfach an dikola@zlb.uni-halle.de schreiben.


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